Eine unmenschliche Komödie


Polnisches Institut zeigt Bilder von Andrzej Dudzinski

„Manchmal muss man Humor auch dort finden können, wo es ihn scheinbar nicht gibt,“ lässt der polnische Grafiker Andrzej Dudzinski eine seiner Figuren lakonisch konstatieren. Und Humor – mal schwarz und schneidend, dann wieder grotesk poetisch - ist auch sein eigenes künstlerisches Rezept, das Leben zu betrachten. So trägt die Ausstellung mit Arbeiten von Andrzej Dudzinski, die zur Zeit im Polnischen Institut auf der Citadellstraße in der Altstadt zu sehen ist, auch den programmatischen Titel „Ein unmenschliche Komödie“.
Menschen oder vielmehr Wesen mit menschlichen Zügen bevölkern seine Bilder, wie Schauspieler eine Bühne. Oft haben die mit festem Strich gezogenen Zeichnungen auch tatsächlich einen literarischen Background, denn in den meisten Fällen handelt es sich um Illustrationen. Aber Andrzej Dudzinskis Arbeiten sind keine szenischen Umsetzungen eines Textes, sondern seine Blätter bieten eher heterogene Zutaten für eine kommentierende Poetik. Zum Thema Rock & Roll fielen ihm echsenartige Gitarristen und Sänger ein, deren Physiognomie und Gestik ihr heiseres Grölen förmlich hörbar werden lässt. Eindrücke seiner Reise durch Spanien und Italien formieren sich in skurrilen Gestalten mit gestärktem Kragen und Dogenkappe zu einem „theatrum mundi“ von wolkig, plustriger Farbigkeit. Das reale Theater kommt dagegen in der karikierenden Reihe „Zuschauer“ oder den tragisch-komischen Illustrationen zu Janusz Glowackis Bühnenstück „Antigone in New York“ zu Wort, das die ungewöhnliche Begegnung der antiken Lady mit den Obdachlosen der amerikanischen Metropole beschreibt.

Der starke Bezug von Bild und Text, bleibt auch bei jüngsten Arbeiten spürbar, aber das Wort ist nicht mehr Anlass, sondern Ergebnis des Bildes geworden. Denn bei den bis aufs zeichnerische Skelett reduzierten Grafiken, sind es vor allem Titel wie „Auf der Suche nach dem verlorenen Kontakt mit der Fliege“ und die immer wiederkehrende mythische Wolfsgestalt, die den Betrachter dazu verführen, eigene Geschichten zu spinnen.
Die Düsseldorfer Ausstellung, die Boguslaw Wojtowicz als Kurator begleitet, setzt den Akzent bewusst auf die freien künstlerischen Arbeiten Andrzej Dudzinskis, der eigentlich eher mit angewandter Grafik, Fotografie und Illustration bekannt geworden ist. Für das polnische Satiremagazin „Szpilki“ (Stecknadel) erfand er in den 70er Jahren den eigenwillig aufmüpfigen Vogels Dudi, der kein Blatt vor den Schnabel nahm und wurde so in seiner Heimat populär. Seit 1977 ist Andrzej Dudzinskis Wahl-New-Yorker und etablierte sich dort vor allem als Presseillustrator für namhafte Zeitschriften wie die „New York Times“ oder die „“Washington Post“.


Polnisches Institut, Andrzej Dudzinski, „Eine unmenschliche Komödie“, Di/Mi: 14 - 20 h, Do/Fr: 12 -17 h, 13. November 2001 – 18. Januar 2002


©Jutta Saum, 2001

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