Tanz an Drachenschnüren


Elisabeth Luchesi stellt in der Etage 20 aus

Putzschwamm, Holz, Korken, Plastik Montageschaum, Eierkartons und allerlei die Phantasie beflügelndes Verpackungsmaterial sind der Stoff, aus dem die illustren Gestalten geschaffen sind, die bereits erwartungsvoll an langen Drachenschnüren von der Decke der „Etage 20“ baumeln. Sie gehören gemeinsam mit andern Objekten und Bildern zu den neusten Arbeiten der Düsseldorfer Künstlerin Elisabeth Luchesi, die dort am Freitagabend mit einem unterhaltsam nachdenklichen Künstler(selbst)gespräch ihre Ausstellung „Dreams, beziehungsweise: als ich dachte, dass“ eröffnen wird.
Jeder noch so kleine Windzug im Raum lässt die Figuren tanzen, setzt Gebeine aus Treibholz in Gang, lässt Haar aus Dichtungshanf wehen. Scheint die Sonne herein, setzt sich das Treiben an der Wand als Schatten fort und entlarvt in der planen, sich stetig verändernden Abbildung die Verwandtschaft der Objekte mit der ausgestellten Malerei. Die Figuren auf der Leinwand erwachsen aus dem Duktus, dessen Rhythmus, sowohl als seismographische Spur des Malprozesses, als auch als Ausdruck der Spur, die Erlebnisse in der Erinnerung hinterlassen, den Bildern Form und Struktur verleiht. Ähnlich wie ein Skelett aus flachen gelben Einmalplastikmessern erst in der drehenden Taumelbewegung optisch an Masse gewinnt und zum Körper wird, existieren Elisabeth Luchesis figürliche Phantasien ebenfalls nur in der Bewegung im Bild.

Die Figur bleibt in konstanter Verwandlung begriffen, in der sie partiell als amorphe Formation mit dem Raum verschmilzt, sich abwechseln statisch Ornamentalem oder dynamisch Gestischem anverwandelt. Paradoxerweise stabilisieren sie sich dadurch, auch wenn eine genaue räumliche Positionierung oder eine konkrete Bezeichnung zu keinem Zeitpunkt möglich ist.
Das gilt auch für das fruchtige Personal der keineswegs stillen Stilleben. Die eigentlich doch unbelebten Früchte kreiseln in Schalen und Pokalen um ihre eigen Achse. Das Klirren und Scheppern von Glas und Porzellan ist förmlich zu hören. Bei diesen springlebendigen Stilleben kommen Zweifel auf, ob der Ort in den Bildern von Elisabeth Luichesi wörtlich genommen werden will oder ob es sich nicht vielmehr um einen symbolischen Ort handelt, an dem eine Begegnung mit der Welt zugleich Traum und Wachen bedeutet.

„Elisabeth Luchesi – Bilder und Objekte“, Etage 20, Mintropstr. 20-22, Di + Do 10h – 13h/14h –17h, Vernissage: 19.4. ,19.30 h, 20. April - 16. Mai

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