Das Gleiche, nie das Selbe


Graphiken von Lotte E. Sturm im Stadtmuseum

Mit spitzem Stift ist die Graphikerin Lotte E. Sturm den Dingen auf der Spur. Mit unzähligen winzigen Graphitkringeln kreist sie sie ein. Keine Schraffur, kein gerader Strich, sondern ein feines, spinnennetztartiges Gewebe überzieht die Bildfläche . Das Spiel heißt Verdichtung und Lockerung, so entstehen die Tonwerte, aus denen Pflanzliches erwächst. Die Liebe zu Blumen ist weit verbreitet, aber Lotte E. Sturm gehört zu den Menschen, die sich beim Gemüseputzen auch von den bizarren Formen von Kohl, Kartoffeln und Bohnen verführen lassen. Obst stand auch Modell für die Graphiken, die ab Sonntag im Stadtmuseum Düsseldorf zu sehen sind.
„Der Reiz der Variation bewegt mich, immer wieder das gleiche Thema anders anzugehen,“ sagt Lotte E. Sturm. Mal lümmeln sich Blumensträuße eher dekorativ auf einer nur schemenhaft angedeuteten Tischplatte, dann aber wird das nah rangezoomte Blütenmeer einer Hortensie zur wogenden See, die sich im zarten Nichts verliert. Bei aller Annäherung, abstrakt ist Lotte E. Sturm nie. „Ich möchte gerne ans Abstrakte ran und kann es nicht. Nur wenn ich alles andere durchschritten habe, gelingt es mir vielleicht..“ Ein Mangoldstrunk erscheint bei ihr wie ein Bündel mächtiger Laubbäume, eine frisch gerupfte Rosenkohlpflanze wie eine stattliche Eiche.

In den Gemüsewäldern aus Brokkoli scheinen Zwerge Unterschlupf zu finden. Landschaftliches Bezüge findet man mühelos auch in einem Stilleben schnöder Bohnen. „Liebe auf Auberginisch“ öffnet erotischen Phantasien Tor und Tür, präsentiert die pikanten Auswüchse der eher seltenen, spanischen Variante des hier bekannten Gemüses. Das gleiche Motiv - nach Tagen aus der Form geraten - hält Lotte E. Sturm unter „Rien ne va plus“fest.
Spielzeug ist das andere große Thema der Graphiken und hat die Neusserin über den Rhein gelockt. Nämlich Lotte E. Sturm ist es zu verdanken, dass Klaus Lückert vor einigen Jahren seine Spielzeugsammlung im Stadtmuseum Düsseldorf unterbringen konnte. Jetzt ist die Künstlerin einen Großteil ihrer Zeit damit beschäftigt, die Sammlungsstücke zu archivieren. Einige hat sie sich dabei wohl sehr genau angeschaut. Und so tauchen Teddys, Kreisel und Puppen unversehens in den eigens für die Ausstellung gefertigten Graphiken auf. Auf den Bildern allerdings ist das Spielzeug kaputt. „Das Vergehen ist das, was mich am meisten reizt, daher auch kein nagelneues Spielzeug, das hat keine Geschichte.“
„Mit spitzem Stift... Bleistiftzeichnungen von Lotte E. Sturm“, Stadtmuseum Düsseldorf, Di – So 11 h -17 h, Mi 11 h – 21 h, Eröffnung: Sonntag, den 16. Februar, um 12 h.

© Jutta Saum 2003

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